Die Gefangennahme eines indischen Staatsbürgers, der angeblich für Russland kämpfte, hat einmal mehr gezeigt, wie sich der Krieg in der Ukraine zu einem globalen Schlachtfeld entwickelt hat, an dem nicht nur Armeen, sondern Einzelpersonen aus allen Kontinenten beteiligt sind.Ukrainische Streitkräfte behaupteten diese Woche, den 22-jährigen Majoti Sahil Mohammed, einen indischen Staatsbürger aus Gujarat, festgenommen zu haben, der sagte, er sei der russischen Armee beigetreten, nachdem ihm Freiheit und gute Bezahlung versprochen worden seien. Sein Fall spiegelt den Fall mehrerer Inder wider, die von Personalvermittlern dazu verleitet wurden, sich als „Helfer“ oder „Sicherheitskräfte“ in Russland zu engagieren, nur um dann an der Front eingesetzt zu werden. Indien hat bereits bestätigt, dass mindestens 27 seiner Bürger bei russischen Einheiten dienen und mehrere im Kampf gefallen sind.
Ein globaler Krieg von Freiwilligen und Söldnern
Während der indische Fall auf dem Subkontinent Aufmerksamkeit erregt hat, ist das Phänomen global. Von kubanischen Rekruten, die über angebliche Arbeitsverträge eingeflogen wurden, bis hin zu nepalesischen Ex-Soldaten, die durch das Versprechen hoher Löhne angeworben wurden, hat Russland Netzwerke der Verzweiflung und Täuschung angezapft. Die nepalesische Regierung bestätigte kürzlich, dass mindestens 14 ihrer Bürger im Kampf für Russland getötet wurden, viele davon wurden von Mittelsmännern über Dubai oder Moskau geschmuggelt. Im September 2023 verhaftete Kuba 17 Personen wegen der Rekrutierung seiner Staatsbürger für die russische Armee und deckte damit eine organisierte Schmuggelroute auf.Auch die Ukraine hat ihre eigenen ausländischen Reihen – allerdings über einen formelleren Kanal. Nur wenige Tage nach der Invasion im Jahr 2022 kündigte Kiew die Gründung der Internationalen Legion zur Verteidigung der Ukraine an und hieß Freiwillige aus verbündeten Nationen willkommen. Tausende Ausländer – aus den USA, Großbritannien, Polen, Georgien und Weißrussland – schlossen sich an, oft motiviert durch Ideologie, Empörung oder frühere Militärerfahrung. Einheiten wie die Georgische Legion, das belarussische Kastus-Kalinouski-Regiment und das Scheich-Mansur-Bataillon tschetschenischer Kämpfer sind zu Symbolen des Widerstands gegen die Aggression Moskaus geworden.
Von Freiheitskämpfern bis hin zu Söldnern
Die Grenze zwischen Freiwilligem und Söldner ist verschwommen. Für die Ukraine gelten ausländische Kämpfer als Verteidiger der Demokratie. Für Russland sind sie Kriegsverbrecher. Moskau hingegen hat sich stark auf private Militärunternehmen wie die Wagner-Gruppe verlassen, die auf ihrem Höhepunkt Zehntausende aus Gefängnissen sowie Männer aus Syrien, Libyen und ganz Afrika rekrutierte. Nach Wagners Zusammenbruch wurden die Überreste in das russische Verteidigungsministerium eingegliedert und die Rekrutierung unter neuen Bannern fortgesetzt.
Die rechtliche und moralische Grauzone
Nach internationalem Recht werden Söldner nicht als rechtmäßige Kombattanten anerkannt. Sie riskieren den Verlust des Kriegsgefangenenschutzes und drohen bei ihrer Gefangennahme strafrechtliche Verfolgung. Doch für viele hat die wirtschaftliche Verzweiflung Vorrang vor der Legalität. Manche streben nach der Staatsbürgerschaft oder nach Bargeld; andere, ideologischer Ruhm. Für die Aufnahmeländer sind diese Freiwilligen sowohl ein Gewinn als auch eine Belastung – im Leben ein Propagandainstrument, im Tod ein diplomatisches Problem.
Das Gesamtbild
Heute geht man davon aus, dass Kämpfer aus über 40 Ländern in irgendeiner Form auf beiden Seiten des Konflikts beteiligt sind. Für die Ukraine stehen sie für Solidarität; für Russland Arbeitskräfte. Aber für diejenigen, die dazwischen stecken – wie der junge Inder in ukrainischem Gewahrsam – sind sie die tragischsten Außenseiter des Krieges: angelockt durch Versprechen, gefangen in der Geopolitik und vergessen, wenn die Waffen schweigen.
