Der Chef der British Broadcasting Corporation (BBC), Tim Davie, gab am Sonntag seinen Rücktritt bekannt und beendete damit eine 20-jährige Karriere beim Sender und seine fünfjährige Amtszeit als Generaldirektor. Sein Abgang erfolgt inmitten eines hitzigen Streits über die redaktionellen Standards des Unternehmens.
Was hat den Umzug ausgelöst?
Der unmittelbare Anlass war ein Dokumentarfilm aus der Flaggschiff-Serie „Panorama“ der BBC über aktuelle Angelegenheiten, dem vorgeworfen wird, die Zuschauer dadurch in die Irre geführt zu haben, dass er Teile einer Rede von Donald Trump vom 6. Januar 2021 so zusammengeschnitten habe, dass es den Anschein habe, als habe er direkt zu einem gewalttätigen Marsch zum US-Kapitol aufgerufen. Tatsächlich wurden in den gegensätzlichen Kürzungen seine späteren Äußerungen zur Förderung friedlicher Demonstrationen weggelassen.Diese Fehlbearbeitung wurde in einem internen Memo des ehemaligen BBC-Beraters Michael Prescott aufgedeckt, der dem Sender „schwerwiegende und systemische“ Voreingenommenheit in einer Reihe von Segmenten vorwarf, darunter die Berichterstattung über den Gaza-Konflikt und Transgender-Themen.
Davie übernimmt Verantwortung
In seiner Rücktrittserklärung dachte Davie über die „sehr hohen persönlichen und beruflichen Anforderungen“ nach, die die Führung der BBC „in diesen zunehmend polarisierten Zeiten“ mit sich bringt. Er sagte: „Im Großen und Ganzen liefert die BBC gute Ergebnisse, aber es wurden einige Fehler gemacht, und als Generaldirektor muss ich die letztendliche Verantwortung übernehmen.“Der Rücktritt von Davie und der Leiterin der Nachrichtenabteilung, Deborah Turness, zeigte den Ernst der Lage. Die Glaubwürdigkeit und Rolle der BBC als unparteiischer öffentlich-rechtlicher Sender stehen derzeit auf dem Prüfstand.Unterdessen hat der Ausschuss für Kultur, Medien und Sport des britischen Parlaments verlangt, dass die BBC bis Montag auf die Vorwürfe reagiert. Der Sender bereitet sich auch darauf vor, sich bei den Abgeordneten für die betreffende Dokumentation zu entschuldigen.
Was war der Kontext?
Der Redaktionsskandal um Trump ist nur die jüngste in einer Reihe von Herausforderungen, mit denen die BBC konfrontiert ist. Das Unternehmen sah sich wegen seines Umgangs mit dem Israel-Hamas-Krieg, der angeblichen antiisraelischen Voreingenommenheit in seinem arabischen Dienst und der Berichterstattung über Transgender-Themen mit Gegenreaktionen konfrontiert. Darüber hinaus haben das Lizenzgebühren-Finanzierungsmodell der BBC und der laufende Wandel angesichts des zunehmenden kommerziellen Wettbewerbs den organisatorischen Druck erhöht.
Was passiert als nächstes?
Davie bleibt vorerst im Amt, während der BBC-Vorstand und der Vorsitzende Samir Shah den Übergang zu einem Nachfolger abschließen. Der Vorstand muss schnell handeln, um das öffentliche und politische Ansehen des Unternehmens zu stärken, das Vertrauen wiederherzustellen und die redaktionellen Schutzmaßnahmen zu stärken.
